Europäische Binnengrenzen haben seit dem Frühjahr 2020 eine neue Sichtbarkeit und Bedeutung erlangt: Im Zuge der COVID-19-Pandemie wurden Grenzübergänge innerhalb der Europäischen Union in Teilen verstärkt kontrolliert oder sogar geschlossen. Dreißig Jahre nach der Unterzeichnung des Schengener Abkommens im Jahr 1985 kehrten Grenzen plötzlich zurück, was zugleich vor Augen geführt hat, wie eng Grenzregionen heute miteinander verflochten sind. Diesen Verflechtungsräumen gilt es, deutlich mehr Aufmerksamkeit zu schenken – sie von der Peripherie ins Zentrum zu rücken. Im Verbund mit mehreren Partner*innen werden nun Grenzräume an den Rändern Deutschlands aus unterschiedlichen Blickwinkeln heraus interdisziplinär verglichen.
Das Verbundvorhaben "Linking Borderlands: Dynamiken grenzregionaler Peripherien"– gefördert mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) – zielt im Kontext der einführenden Bemerkungen darauf ab, einen Fokus auf europäische Grenzregionen als Kontaktzonen und Übergangsbereiche an nationalstaatlichen Rändern zu richten. So können fortbestehende Entwicklungspfade sowie Umbrüche in so genannten Borderlands beleuchtet werden. Den gemeinsamen Zugang bilden die Border Studies, die sich verstärkt seit den 1990er Jahren konstruktivistisch ausgerichtet weiterentwickelt haben und eine interdisziplinäre Bearbeitung grenzregionaler Fragen ermöglichen.
Gemeinsam im Konsortium aus der Universität des Saarlandes (Lead-Partner), der Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern Landau, der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) und der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg wird sich der Großregion SaarLorLux+ und dem Grenzbereich Brandenburg/Lebus angenähert, um die beiden Grenzräume in Beziehung zu setzen, die einen unterschiedlich hohen Verflechtungsgrad in Verbindung mit einer zeitlichen Divergenz der EU-Integration aufweisen.
Fünf Schwerpunkte finden Bearbeitung, um so auch Entscheidungsträger*innen in Politik und Gesellschaft in aktuellen Themenfeldern zu Problematiken und Chancen grenzüberschreitender Kooperation beraten zu können:
- Policy Borderlands: Policy-Transfer und -Lernen im West-Ost-Abgleich
- Communicative Borderlands: West-Ost-Abgleich der sozialen Praxis und Sprache im Berufsausbildungskontext
- Hybrid Borderlands: West-Ost-Vergleich kultureller Aushandlungsprozesse im Film
- Planning Borderlands: Daseinsvorsorge und Planungskulturen im West-Ost-Vergleich
- Energy Borderlands: Energietransitionen im West-Ost-Abgleich
Über das forschungsbezogene Linking von Borderlands hinaus verfolgt das Vorhaben das Ziel, eine Kooperation zwischen dem UniGR-Center for Border Studies und dem Viadrina Center B/ORDERS IN MOTION zu etablieren und so zur Verstetigung der Grenzraumforschung im Verbund und zur Stärkung darüber hinaus beizutragen.
- Leiter des Verbundvorhabens: Jun.-Prof. Dr. Florian Weber
- Verbundkoordination und Projektbearbeitung Teilprojekt Energy Borderlands: Julia Lenz
- Projektlaufzeit: 01.04.2021-31.03.2024
- Weitere Teilprojektleiter*innen an der Universität des Saarlandes: Prof. Dr. Peter Dörrenbächer, Prof. Dr. Astrid Fellner, Prof. Dr. Claudia Polzin-Haumann und Prof. Dr. Georg Wenzelburger
- Teilprojektleiter*innen an den Partneruniversitäten: Prof. Dr. Karina Pallagst, Prof. Dr. Gabi Troeger-Weiß und Dr.-Ing. Kirsten Mangels (RPTU Kaiserslautern Landau), Prof. Dr. Ludger Gailing (BTU Cottbus-Senftenberg) sowie Prof. Dr. Konstanze Jungbluth und Prof. Dr. Nicole Richter (Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder)
- Vernetzungspartner: UniGR-Center for Border Studies und Viadrina Center B/ORDERS IN MOTION
- Projektförderung: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (Förderkennzeichen: 01UC2104)